Toms Lauf-Abenteuer in der Fremde

Ein Bericht vom Malta-Marathon 2023, Distanz: Halbmarathon

Die kommende Triathlon-Saison steht an und für das Saison-Highlight im Juni will man ja gerüstet sein …!

Frühe Lauf-Events in Nord- und Mitteleuropa sind kaum vorhanden. Daher ging der Blick nach Kiel. Die Idee hatte sich schnell erledigt, da der Lauf abgesagt wurde. Alternativen wurden gesucht. In der Nähe nichts, aber die Website zeigte ein Event im Mittelmeer. Malta Marathon! Kostet Geld, längere Anreise und der Gedanke an den CO2-Fußabdruck wurden in die Überlegungen einbezogen.

Nach reiflichen Überlegungen und Blick auf das niedersächsische Wetter war der Reiz dann doch zu groß, um NEIN zu sagen ! Also ran an die Vorbereitung.

Die Anmeldung im Netz in der maltesischen Landessprache wurde gemeistert und ein Hotel nach Empfehlungen des Laufveranstalters gebucht. Beim Blick auf die übliche saisonale Wetterlage in der Landeshauptstadt und Ort des Laufes Valletta Ende Februar (18-20 Grad und Sonne satt) konnte die Entscheidung nicht falsch sein !
Die Vorbereitung gestaltete sich zäh, da sich der Körper im sechsten Jahrzehnt befindet und die gewohnte Race-Geschwindigkeit wie immer etwas widerwillig angenommen wurde.

Malta

Auf nach Malta, während sich in der häuslichen Umgebung der Nachtfrost breitmachte. Ich will Sonne ! Der Flieger kommt planmäßig und der Flughafen Bremen gehört zu den Entspanntesten, die ich kenne. Mein Sohn, der mich mit seinem Kumpel begleitet, sind in bester Laune und freuen sich auf die Drinks am Meer.
In München die erste Panne. Der Anschlussflieger kommt nicht. Stunden später kommen wir doch noch auf die Insel und sind froh, endlich angekommen zu sein. Ein Hotel-Shuttle steht bereit und wir fahren im Ralley-Style durch die engen Straßen zum Innenstadt-Hotel. Sehr gediegenes Hotel in Lückenbauweise mitten in historischer Umgebung. So war’s auch gedacht und geplant.

Der nächste Morgen zeigt eine in der Sonne strahlende Insel. Die Straßen sind gut belebt und der Latte im Restaurant am Meer schmeckt nach Sommer und Freiheit.
Am Nachmittag sollen die Startnummern ausgegeben werden und zum Termin ist schon eine längere Schlange vor dem Sportladen an der Promenade zu sehen. Sprachgewirr, lautes Lachen, Klärung der Herkunft in gequältem Englisch und leise Anspannung kennzeichnen die Situation. Die Kisten mit den Laufshirts werden gebracht und es geht gut organisiert voran. Mir wird eine Startnummer ganz nah am Geburtsjahr gereicht. Das läuft gut, denke ich.

Die Proberunde am Folgetag verläuft ganz gut. Beim Blick auf die Pace fällt jedoch auf, das das Laufen in den engen Gassen durch häufige Richtungswechsel nicht die gewohnten Größenordnungen annimmt. Na egal, wir werden das Kind im Rennen schon schaukeln.

Am Renntag geht’s schon früh los. 4:30 Uhr aufstehen, 5:30 Uhr Frühstück. Mein Gefühl ist gut, denn jetzt ist es auch zu spät, um noch konstruktiv zu zweifeln. Um 7:00 Uhr bringen uns die bereitstehenden Busse zum Startareal außerhalb der Stadt. Alles ist glänzend organisiert und im Bus macht sich geräuschlose Anspannung breit. Jetzt kommt die Phase bis zum Start, die einem lebenslangen Suchtfaktor gleicht. Das mag ich. Es geht wirklich los !
Die mittelalterliche Festung ist als Startpunkt gewählt und man kann in der Ferne das Zielgebiet im Osten erahnen. Es ist echt windig und kalt. Ich wollte doch Sommer und Palmen.

Fort St.Elmo

Warmlaufen und freundliches Grüßen der Anderen aus wirklich vielen Nationen. Ich sehe auf den Shirts Fahnen aus Kanada, Neuseeland, der britischen Insel und vor allem viele Läuferinnen und Läufer aus Italien. Klar denke ich, ist ja auch gleich nebenan.
Minuten vor dem Start gibt es eine musikalische Massenerwärmung und der Körper verwandelt sich wie gewohnt und erhofft. Mir wird warm, man findet alles toll und begibt sich zur Startlinie.

Dieses Gefühl ist es, was mich auch im fortgeschrittenen Lebensalter immer wieder wie ein Suchtgeplagter zur Teilnahme an solchen Events bewegt. Die Beine bewegen sich schon unruhig von allein und es wird runter gezählt …!
Peng, der Startschuss ! Das Feld rollt langsam an. Die Uhr nicht vergessen, wenn die Elektronik unter den Füßen auftaucht. Die Zeit läuft und es geht sehr steil bergab, hinunter auf das Niveau der grünen ländlichen Umgebung. Es folgen lange gerade Passagen und mein Körper gewöhnt sich langsam an die jetzt geforderte Performance. Alles ist gut. Die Verpflegungsstände sind gut organisiert und man reicht uns kleine 0,25 Liter-Wasserflaschen, die man wirklich gut greifen kann und nichts hinaus schwappt.

Das erste Gel geht gut runter und wir nähern uns der Vorstadt. Die Straßenbeläge wechseln jetzt ständig zwischen Bodenschwellen in den Ortschaften und auch zahlreichen Abschnitten bergauf. Es wird anspruchsvoller. Jetzt kommt die Sonne und es wird merklich wärmer. Ich wollte Sommer und Palmen – jetzt war es so ! Das zweite Gel bleibt in einer Bergpassage am Kehlkopf hängen und ich hoffe auf Wasser. Die Radien der zahlreichen Kehren und Kurven werden enger und der nächste Verpflegungsstand ist in Sicht. Ich kann nach etwas Wasser wieder atmen und wir nähern uns der Stadt. Das Feld hat sich schon stark sortiert und es haben sich kleine Gruppen von Leidensgenossen gebildet. Meine Beine sind schon spürbar gebraucht, laufen aber jetzt im Automatismus. Hoch und runter, links und rechts weiter in Richtung Hafen von Valletta.

focussed..

Die Strecke, die jetzt noch kommt, kenne ich von meiner Proberunde am Vortag. Schön am Wasser entlang – dachte ich. Noch vier Kilometer bis zum Ziel und es wird hart. Die Strecke geht aber nicht am Wasser entlang, sondern den Berg hinauf in einen anderen Stadtteil. Es wird noch härter ! Läufer neben mir, die eben noch ganz fit aussahen, müssen dem Anstieg Tribut zollen. Weg sind sie und ich habe nur noch einen jungen Kollegen aus der Gruppe vor mir. Es geht jetzt echt steil hinunter, auf die Straße am Hafen. Das ist wieder das bekannte Terrain und jetzt kann es nicht mehr weit sein.

Die Laufstrecke ist jetzt relativ gerade und führt in einer leichten, sehr langen, Rechtskurve in den Zielbereich. Einige Läufer sind am Ende und schleppen sich über die Reststrecke. Mein Schlussspurt fällt nur noch mäßig aus und die erhoffte Ziellinie kommt in Sicht. Ein großes aufblasbares Tor ist weithin zu sehen. Meine Beine sind kaum noch spürbar und es kommt der Zielbereich mit lauter Musik, vielen Menschen und den gewünschten Palmen. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen. Zieleinlauf, an die Uhr denken, Arme hoch und lächeln fürs Foto, Medaille in Empfang nehmen und dann ist die so geschätzte Ausschüttung des Endorphins dran ! Geschafft ! Geil !

Der restliche Tag wird mit dem notwendigen Mittagsschlaf, Sauna und einem ausgedehnten erstklassigen Abendessen abgerundet. Im Bett sind die Folgen des sportlichen Tuns deutlich spürbar, aber das Glücksgefühl ist immer noch überwältigend. Es hat sich gelohnt.

Die Rückreise am Folgetag verläuft ohne Stress genau nach Plan. Alle Flieger sind pünktlich und irgendwann ist der Schriftzug „Werder Bremen“ auf dem Flugplatz zu lesen. Das war’s ! Wir sind wieder in der Heimat nach einem tollen Event-Erlebnis und um eine Erfahrung reicher.

Das Rennen war auch als kleiner Testballon für zukünftige Vorhaben gedacht. Solch eine Reise hat nicht immer die gewünschte Komfortzone der Vorbereitung. Andere Sprache, anderes Klima, Linksverkehr und ungewohnter Tagesablauf. Aber als Fazit kann ich diese Art des Sportvergnügens nur empfehlen. Spaß hat’s gemacht !

Sport frei. Euer Tom.

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