Mein Bericht vom Ostseeman, dem Hawaii des Nordens am 4. August 2024
von Heiner Jäger
Eigentlich wollten wir dieses Jahr ja zu dritt starten. Dani, Jan und ich. Aber es kam anders. Dani und Jan konnten dieses Jahr leider doch nicht starten. Ich hatte aber ja noch eine Rechnung offen, denn schließlich war ich schon zwei Mal angemeldet, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen bislang nur als Supporter mitfahren. Dieses Mal sollte es aber doch mal klappen.
Also bin ich am Freitag, mit Rennrad und Zeitfahrrad im Gepäck, gen Glücksburg gestartet. Das Navi sagte 279 km und 2,5 Stunden Fahrzeit voraus. Drei Stunden erschienen mir aber realistischer. Am Ende waren es durch zwei Staus dann 4,5 Stunden (wird diese beknackte Baustelle in Hamburg jemals fertig?). Aber ich hatte ja keinen Zeitdruck und blieb entspannt.
Nach der Ankunft wurde das Hotelzimmer im Intermar-Hotel bezogen, welches direkt an der Wechselzone liegt. Das ist schon eine feine Sache und sei jedem empfohlen, der dort auch mal teilnehmen möchte. Auch wenn es natürlich seinen Preis hat. Den Anreisetag hatte ich nur lockere 5 km locker laufen mit zwei Mal kurz angasen auf dem Plan. Das habe ich noch eben auf der Laufstrecke vom Wettkampf erledigt. Danach eben im Ort bei Pico (einem Jugoslawen) noch ne Pizza gegessen.
Am nächsten Morgen schaute ich auf das Meer und es war spiegelglatt im sommerlichen Sonnenschein. Also gleich um halb neun vor dem Frühstück ins Wasser. Ich hatte im Vorfeld ja Bedenken, da das Wasser hier eigentlich immer eher ziemlich kalt ist. Aber laut Tafel sollte es aktuell 18,9 Grad haben. Das Testschwimmen lief nicht perfekt, da ich für meine Verhältnisse wieder zu schnell angeschwommen bin. Die folgende Schnappatmung bedingt dann immer erst mal wieder eine kurze Erholung. Aber insgesamt war ich mit dem Test zufrieden und beruhigt bezüglich des Schwimmens am Wettkampf. Denn vor dem Schwimmen bin ich immer noch besonders nervös. Das bekomme ich einfach noch nicht weg.
Den Nachmittag dann eben noch mit dem Rennrad den Innenteil der Radstrecke abgefahren, der etwas kurviger ist. Das kannte ich aber ja schon von den Testfahrten der vorherigen Jahre und es gab keine Überraschungen. Startunterlagen geholt und Bike in die Wechselzone gebracht. Im Unterschied zu den bisherigen Wettkämpfen, die ich bestritten habe, wird hier, wie bei den Profis, mit 2 Wechselbeuteln und Umkleidezelten gearbeitet. Diese Beutel müssen auch schon mit der Radabgabe an den vorgesehenen Stellen platziert werden. Beim Fahrrad selbst ist kein weiteres Material erlaubt.
Abends noch ein paar Nudeln im Hotel, dann ging es in die Falle.
Das Schlafen war aber mit dem Start der Langdistanz und der damit verbundenen lauten Musik und Ansagen gegen 6.30 vorbei.
Mein Start war ja erst um 9.35 Uhr. Das nenne ich mal human. Das ist für mich ein weiterer großer Pluspunkt dieses Events!
Morgens eben nochmal das Fahrrad gecheckt. Danach auf Zimmer. In Ruhe den Neo angezogen und um 9.15 runter Richtung Start. Einmal kurz ins Wasser und 100 Meter schwimmen. Das muss reichen. Schließlich will ich eh ganz ruhig starten. Somit ging es bis zum Start dann recht schnell. Ich habe mich ganz links eingeordnet, da ich ja nach rechts atme. Am Anfang bin ich ein paar Füßen hinterher geschwommen, aber die waren selbst für mich und meinen ruhigen Start etwas zu langsam. Also mein eigenes ruhiges Tempo gesucht und auf eine gute Streckung, und einen effektiven Zug im gefühlten Abschlagschwimmstil geachtet. Das hat wieder gut funktioniert und so konnte ich ohne Unterbrechung durchkraulen, was für mich recht gut ist. Die zweite Hälfte des Schwimmens hat es dann stärker geregnet und auch das Wasser wurde unruhiger. Aber das war selbst für mich noch kein Problem. Im Nachhinein hätte ich etwas mehr Tempo machen können Aber da ich im Moment nicht in Topform bin habe, ich mich eher für die defensive Taktik entschieden, wie auch im weiteren Verlauf des Wettkamps.
Nach 42:12 bin ich aus dem Wasser und mein Zustand war absolut OK. Meine Uhr zeigte geschwommene 2.000 m. Und das obwohl ich eigentlich mal gerade geschwommen bin.
Der Wechsel war unspektakulär und dann ging das Fahrradfahren auf pitschnassen Straßen los. Da war einem auch noch ein bisschen kalt. Schließlich hatte es da ca. 16 Grad und keine Sonne bei einem mittelstarken Wind. Die Schuhe wurden langsam auch von innen nass.
Die ersten 30 km bin ich im Wettkampfmodus gefahren und habe überholt was geht. Dann habe ich etwas rausgenommen und hatte plötzlich eine Dörte vor mir. Sie fuhr recht gleichmäßig und so blieb ich erst mal hinter ihr (in gehörigem Abstand natürlich!). Sie hatte mit der Startnummer 748 dieselbe wie ich früher beim Enduro-Motorsport. So bei km 60 habe ich dann aber doch wieder mehr Gas gegeben nachdem ich mich ja nun etwas „ausgeruht“ hatte. Die Unterstützung von den Zuschauern ist hier auch absolut erste Sahne. Das macht richtig Laune.
Nach 2:48:24 wars dann geschafft und es ging auf die Laufstrecke. Mein Plan war eine Pace von 5.30 min/km von Anfang bis Ende zu laufen. Wie es aber nach dem Wechsel vom Rad immer so ist, muss man sich immer erst mal gehörig bremsen. Denn selbst wenn man denkt das ist gerade sehr langsam, zeigt einem die Uhr dann doch etwas um die 5:00 an. Die ersten Kilometer der Strecke haben ein paar Höhenmeter und bei den Verpflegungsstationen gehe ich beim Trinken immer ruhig ein paar Meter. Trotzdem waren die ersten 4 km noch unter den geplanten 5.30. Nach 6 km und direkt an einer Verpflegungsstation fing die linke Wade langsam zuzumachen. Ich konnte nicht genau deuten ob sich ein Krampf anbahnt, oder eine Zerrung. Nach einer kurzen Massage und Lockerungen bin ich erst mal langsamer weitergelaufen. Bis km 9 wurde ich langsam wieder etwas schneller bis es wieder leicht zog. Ich wollte aber auf alle Fälle finishen und habe noch mehr rausgenommen und mich an eine Staffelläuferin gehängt, die zu dem Zeitpunkt so um die 5.50 lief. Das ging so bis etwa km 17. Das arme Mädel dachte wahrscheinlich sie hätte Henry Valentino im Rücken (die Älteren erinnern sich und für die Jüngeren: …..Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen…. rada rada radadadada…😊).
Dann wurde es aber doch zu langsam und da sich alles soweit wieder etwas besser anfühlte, konnte ich das Tempo wieder Stück für Stück steigen und am Ende sogar einen „Endspurt“ hinlegen. Für mein neues Mindestziel, was ich während des Laufs gesteckt hatte (unter 2 Stunden), hat es dann aber leider ganz knapp nicht gereicht. (Laufzeit 2:00:26)
Am Ende standen insgesamt 5:40:14 auf dem Ziel-Tableau. Das ist für meine derzeitige Form für mich OK und ich bin zufrieden. Im Nachhinein hätte ich mehr riskieren können und ein paar Plätzchen besser sein, aber auch ein DNF wäre dann möglich gewesen. So wie jetzt ist mir das lieber!
Abschließend:
- Ich habe noch nie so viele Athleten mit Platten und technische Defekten am Straßenrand stehen sehen. Unwahrscheinlich viele DNFs
- Diese Dörte hat mich so bei km 14 beim Laufen noch überholt und kam 2 Minuten vor mir ins Ziel.
- Wäre aufgrund der Nähe, Attraktivität und Afterrace Stimmung mit abschließendem Feuerwerk ein perfektes Renen für eine Teamveranstaltung. Ich würde gerne nochmal dort starten!
Und hier nochmal der legendäre Song zum nachhören: