Triathlon

Triathlon ist eine Ausdauersportart, bestehend aus einem Mehrkampf der Disziplinen SchwimmenRadfahren und Laufen, die nacheinander und in genau dieser Reihenfolge zu absolvieren sind. Die Besonderheit dieses Sports besteht darin, dass eine bestimmte, festgelegte Strecke mit unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln so schnell wie möglich zurückzulegen ist, wobei die Uhr auch bei zeitlichen Unterbrechungen wie z. B. den Wechseln zwischen den Disziplinen weiter läuft. Hierin unterscheidet sich Triathlon von anderen Vielseitigkeitssportarten, wie z. B. der Nordischen Kombination, dem Zehnkampf, dem Racketlon oder dem Modernen Fünfkampf.

Verwandte Sportarten des Triathlon sind ParatriathlonWinter-TriathlonDuathlonSwim & Run/Aquathlon und Bike & Run. Die Wortschöpfung „Triathlon“ setzt sich aus den griechischen Ausdrücken τρεῖς/τρία bzw. treis/tria, „drei“, und ἆθλος bzw. athlos, „Wettkampf“ zusammen. Triathlon ist seit dem Jahr 2000 auch eine olympische Disziplin.

Das unmittelbar aufeinanderfolgende Absolvieren der drei Ausdauersportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen gilt als besondere sportliche Herausforderung. Insbesondere im Wettkampf werden viele der ausübenden Athleten an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gebracht. Unter diesen Umständen stellt das Erreichen des Ziels nach Einschätzung vieler Triathleten einen besonderen Reiz u. a. durch die Stärkung des Selbstwertgefühls dar.[1][2][3]

Triathlon und sein Training kommen dem natürlichen Bewegungsbedürfnis entgegen und können von vielen Altersgruppen mit vergleichsweise geringem materiellen Aufwand ausgeübt werden. Es werden dabei neben den konditionellen Fähigkeiten wie Kraft- und Schnelligkeitsausdauer auch koordinative Fähigkeiten wie Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit verbessert.[4] Gleichzeitig ist die Belastung für Muskulatur und Bindegewebe durch die vielseitige Beanspruchung des Körpers bei gleichem Zeitaufwand geringer als bei vielen anderen Sportarten.[4]

Die regelmäßige Ausübung erhöht zudem psychische und mentale Fertigkeiten, wie beispielsweise die volitiven Fähigkeiten und die Konzentrationsfähigkeit.[4] Daneben sinkt häufig die Stressanfälligkeit und durch die erhöhte Sauerstoffaufnahme wird die Leistungsfähigkeit des Gehirns gesteigert.[5] Das während des Trainings und eines Wettkampfs ausgeschüttete körpereigene Hormone der Endorphine – auch als menschliche „Glückshormone“ bekannt – wirkt positiv auf das emotionale Wohlbefinden.[6][7] So setzt auch das bei Läufern bekannte „Runner’s High“ ein.

Entstehung des Triathlons

Erste Berichte von Mehrkämpfen mit Schwimmen, Radfahren und Laufen sind aus den 1920er Jahren in Frankreich bekannt. In der Sportzeitung „L’Auto“ erschienen Artikel über ein seit 1920 jährlich unter dem Namen „Les Trois Sports“ veranstaltetes Rennen, wobei dessen Chefredakteur Henri Desgrange, Initiator der Tour de France, auch zu den Teilnehmern gehörte.[19] Das Event fand bei Joinville-le-Pont, in Meulan und Poissy statt und bestand aus einem 3-km-Lauf, 12-km-Radwettbewerb und der Überquerung des Flusses Marne.[20] Es wurde auch unter den Namen „La Course des Débrouillards“ und „La course des Touche à Tout“ geführt. Die drei Disziplinen wurden hintereinander ohne Pause absolviert. Große Aufmerksamkeit blieb allerdings aus, auch wenn es an anderen Orten wie etwa Marseille (1927) ähnliche Veranstaltungen gab. 1934 fand in La Rochelle eine Ausgabe von „Les Trois Sports“, mit einer Kanalquerung (ca. 200 Meter), einem 10-km-Radwettbewerb im Hafen von La Rochelle und im Parc de Laleu und einem abschließenden 1200-Meter-Lauf im Stadion André-Barbeau statt. Aus dieser Zeit ist eine 1927 ausgestellte Mitgliedskarte für einen René Taqué aus Perpignan in einer „Société des trois Sports“ überliefert.[21] Für die folgenden Jahrzehnte sind dann keine weiteren Nachweise mehr für diese Form des Multisports bekannt.

In der Fitnesswelle der 1970er Jahre gab es im südlichen Kalifornien mehrere kleinere kombinierte Lauf- und Schwimmwettkämpfe (Biathle). Mitte der 1970er Jahre wurde dann der Begriff Triathlon erstmals genutzt, organisiert am 25. September 1974 durch die beiden Amerikaner Jack Johnstone und Don Shanahan in San Diego, Kalifornien. Das kleine Rennen mit 46 Teilnehmern ging – in dieser Reihenfolge – über 6 Meilen (ca. 10 km) Laufen, 5 Meilen (ca. 8 km) Radfahren und 500 Yards (ca. 0,5 km) Schwimmen und trug den Namen Mission Bay Triathlon nach der vor San Diego gelegenen Lagune.[22][23] Gut neun Monate später gab es in Coronado den Optimist Sports Fiesta Triathlon.[24] Zu den Teilnehmern beider Veranstaltungen gehörten der später auf Hawaii stationierte Navy-Offizier John Collins und seine Frau Judy, 1978 Mitinitiatoren des ersten Hawaii Iron Man Triathlon.[25] Durch einen Artikel in Sports Illustrated,[26] der wiederum ABC zu TV-Berichten in den Folgejahren motivierte, wurde aus dieser ursprünglich als rein persönliche Herausforderung einiger weniger konzipierten Veranstaltung in kurzer Zeit der Ironman Hawaii als überregional bekannter sportlicher Wettkampf. In der Folge entstanden Hunderte von Triathlonveranstaltungen in kürzester Zeit zunächst in den USA[25] und ab 1982 auch in Europa.

Sozialstruktur

Triathlon kann grundsätzlich ein kostengünstiger Sport sein, denn zu einer Teilnahme sind nicht viel mehr als ein in fast jedem Haushalt verfügbares Fahrrad, ein paar Laufschuhe und eine Badehose erforderlich, vielerorts sind Teilnahmegebühren von einem niedrigen zweistelligen Geldbetrag zu finden. Wird der Sport ambitionierter betrieben, geben die Athleten, die im Schnitt in Deutschland 38 Jahre alt sind, oft mehrere tausend Euro für ihr Hobby aus.[73] Dies beinhaltet neben hochwertigen Rennrädern auch die Ausrüstung für Schwimmen und Laufen, hinzu kommen Trainingslager, Kosten für Einzeltraining und eine gezielte Ernährung. 2016 betrug z. B. die Teilnahmegebühr am Ironman Hawaii 918 US-Dollar zuzüglich Reisekosten,[74] dazu kommen nicht unerhebliche Ausgaben für die Teilnahme an einem Qualifikationswettbewerb. Entsprechend stellen die am Ausrüstungsmarkt beteiligten Anbieter fest, dass Triathleten über ein überdurchschnittliches Einkommen verfügen und bereit sind, das für ihren Sport auszugeben. Eine Sportmarketing-Studie von 2009 sieht Triathlon auf Platz fünf unter den Sportarten mit dem größten Potenzial für Sponsoren.[75]

Der Veranstalter des Ironman Switzerland wirbt seine Sponsoren damit, dass 81 % seiner Teilnehmer über einen akademischen Grad als BachelorMaster oder Nachdiplom verfügen, weitere 12 % haben zumindest ein Gymnasium absolviert.[76] Der Veranstalter Xterra nannte bereits 2010 für Triathleten in den USA ein durchschnittliches Einkommen von 126.000 US-Dollar.[77] Der heute zum chinesischen Dalian Wanda Konzern gehörende Veranstalter WTC nannte 2010 gar ein durchschnittliches Einkommen seiner Teilnehmer von 160.000 US-Dollar.[78]

Der Lehrstuhl für BWL an der Universität Bamberg stellte in einer Studie fest, dass die Ausübung von Triathlon und beruflicher Erfolg auf vielen Ebenen miteinander verschmelzen. In dem von Individualisten geprägten Sport werden Fähigkeiten ausgebaut, die in das berufliche Handlungsfeld übertragen für Führungspositionen hilfreich sind. Hierzu zählen Durchhaltevermögen, Willenskraft, eine realistische Einschätzung der eigenen Leistungsmöglichkeit und intrinsische Motivation, dazu fördert körperliche Fitness die psychologische Belastbarkeit.[79] Entsprechend entwickelte sich „Ironman“ zum Statussymbol für den Lebenslauf.[75]

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